Sehr wahrscheinlich hatte die Erzeugung von Holzkohle und ihrer Nebenprodukte bereits in der Altsteinzeit begonnen.
Die ältesten Funde, die Spuren gezielter Verkohlung aufweisen sind die Speere von Schöningen (Landkreis Helmstedt,
Niedersachsen). Sie sind etwa 300.000 Jahre alt. Sie wurden vom Homo Heidelbergensis, einem Vorfahren des
Neandertalers gemacht.
Vor etwa 9000 Jahren (Mesolithikum, mittlere Steinzeit) wurde Birkenpech auch als Klebstoff verwendet, um Klingen und
Widerhaken an Speeren, Pfeilen und Harpunen zu befestigen. Während der „Pfahlbauzeit“(ab ca. 4000 v. Chr.) benutzte
man Teer um Speerspitzen aus Feuerstein am Holzschaft zu befestigen.
Im alten Ägypten wurde Teeröl zum Einbalsamieren der Toten verwendet.
Während der bronzezeitlichen „Hallstattkultur“ (800 bis 400 v.Chr.) gewann man bereits Holzkohle zum Verhütten von
Metallen. Ein besonderer Fund aus dieser Zeitperiode ist das Beil des „Ötzi“. Es wurde bei der Mumie des Mannes vom
Hauslabjoch gefunden.
Mit der Beherrschung des Feuers lernten die Menschen vermutlich sehr bald die Kunst des Verschwelens von Holz zu
Holzkohle. Die Natur wird mit ihren Waldbränden und den holzkohleartigen Überresten den Anstoß dazu gegeben haben.
Köhlerei und Holzkohleverwendung haben maßgeblich zur Vorwärtsentwicklung der menschlichen Zivilisation beigetragen,
insbesondere im Zusammenwirken mit der Metallurgie.
Köhlerei und Waldschutz
Durch die immer stärker werdende Bedeutung von Metall und durch das Anwachsen der Bevölkerung kam es immer mehr
zum Raubbau im Wald. Besonders die wachsenden Städte wurden immer Holzabhängiger.
Die ersten Städte erließen schon im 13. Jahrhundert Verordnungen zum Schutz Ihrer Wälder.
(z.B. Salzburg 1202 und 1237) Es gab Schutzbestimmungen und Einschränkungen bei der Waldnutzung.
Ab 1368 gelang die künstliche Nachzucht von Nadelholz in Nürnberg. Ab 1398 gelang das auch mit Laubbäume.
Dadurch entstand der erste künstlich angelegte Wald mit den „Nürnberger Nadelwald Saaten“. Es wurde durch Roden
entstandenes Ödland (ehemaliger Laubwald) mit Nadelbäumen wieder aufgeforstet.
Später entstanden Forstverwaltungen, die ab dem 16. Jahrhundert gegen Waldzerstörungen vorgingen und die Grundlagen
zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder legten.
Im Zuge dieser Verordnungen wurden auch die Köhler und Pecher in stadtferne Bereiche verbannt.
Lokale Bedeutung in der Oberpfalz
Die Region Amberg-Sulzbach ist von der ersten Besiedelung an bis heute vom Zusammenwirken von Eisenerz und
Holzkohle geprägt. Oberflächennahe Eisenerzlager, wie im „Luxemburger“ nördlich von Ebermannsdorf, wurden schon
früh genutzt. Durch Ausgrabungen ist bewiesen, dass bei uns ab dem 4. Jahrhundert vor Christus Gebrauchsgegenstände
häufiger aus Eisen als aus Bronze hergestellt waren. Aus dem 1. Jahrhundert vor Christus stammen beeindruckende
archäologische Funde bei Berching-Pollanten und bei Kelheim, die keltische Siedlung mit Bergbau, Verhüttungsplätzen und
Eisenverarbeitung belegen.
Holzkohle für die Hammerwerke an der Vils
Erste schriftliche Beweise für den Erzabbau und die Eisengewinnung in Amberg liegen ab ca. 1285 vor, als die Steuer der
Stadt Amberg an den Landesherren, der „Bergzehent“, aufgezeichnet wurde. 1301 erhält Amberg ein herzogliches
„Holzprivileg“, das der Stadt erlaubte, im landesherrlichen Hirschwald so viel Holz zu schlagen, wie für die Holzkohle zur
Eisengewinnung und –verarbeitung in den Hämmern nötig ist. Diese Urkunde ist ein früher Beleg für die intensive
Ausbeutung der Wälder zur Kohleherstellung im Mittelalter.
Die Holzkohle und Eisenerzeugung gehörten immer zusammen. Während der Blütezeit vom 16. bis zum 19. Jahrhundert gab
es in vielen Orten Meiler. Eisen wurde nicht nur in Amberg hergestellt und verarbeitet. An der Vils entlang reihten sich
zahlreiche Hammerwerke, wie zum Beispiel Drahthammer, Haselmühl, Theuern und Wolfsbach. Alle diese Werke hatten
einen enormen Bedarf an Holzkohle. Viele Bauern und Tagwerker aus der Umgebung profitierten vom Betrieb dieser
Hämmer, konnten sie doch gegen bare Entlohnung Grub- und Meilerkohle liefern und sich damit ein bescheidenes
Zusatzeinkommen schaffen.
Dies belegt die Jahresrechnung des Hammerwerks in Theuern von 1728/29. Insgesamt wurden 276 Gulden für
Grubkohle und 472 Gulden für Meilerkohle bar an eine Vielzahl an Personen ausbezahlt. Namentlich genannt werden
auch zwei Holzlieferanten aus dem Ebermannsdorfer Gemeindebetrieb: Ulrich Schmid aus Ipflheim und Michael Augsberger
aus der Lohe. (Kümmersbrucker Chronik, Aufsatz Ambronn, S.298)
Weitere Spuren in der Gemeinde Ebermannsdorf finden sich im Hausnamen „Kohlerhaus“ in Ebermannsdorf oder im
Flurnamen „Meilersteck“ in Pittersberg und in zwei Meilerplätzen, die heute noch erkennbar sind.
Der Verbrauch von Holz zur Erzeugung von Holzkohle war im Mittelalter riesig. Für die Erzeugung von 1 Tonne Holzkohle
werden 5 Tonnen Holz benötigt; für die Erzeugung von 1 Tonne Schmiedeeisen benötigt man 6 Tonnen Holzkohle. Somit
verschlang 1 Tonne Schmiedeeisen ca. 30 Tonnen Brennholz.
Seit dem 14. Jahrhundert hatte sich ein eigenes Köhlerhandwerk gebildet. Wegen der Lebensweise in der Einsamkeit galten
die „Schwarzen Männer“ als seltsam und waren schlecht angesehen. Das Köhlerhandwerk zählte zu den „Unehrbaren
Berufen“ so wie die Huren, Abdecker, Bader und Müller, prägten aber genauso wie Müller und Meier Familiennamen aus.
Die Verbreitung der Namen wie „Köhler“, „Koller“ etc. zeigen noch heute, dass es früher viele Köhler gab.
Die Köhlerei ging in unserer Region bis in die 1950-iger Jahre weiter, da Holzkohle bis heute noch Verwendung findet und das
nicht nur zum Grillen.
Schwarzpulver besteht neben Salpeter und Schwefel aus Holzkohle, Meisterhaft zeichnete Albrecht Dürer seine betagte
Mutter mit einem Stift aus Holzkohle. Verwendung fand sie auch in Telefon-Mikrofonen, Gasmaskenfiltern, in Bügeleisen und
als Arznei (Kohletabletten). Vergessen darf man heute nicht den Einsatz von großen Mengen an Holzkohle in den Filtern von
Wasseraufbereitungsanlagen (Aktivkohle Filter) zur Entfernung von Umweltgiften.
Ab den 40-iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Köhlerei nicht mehr hauptsächlich zur Erzeugung von Teer oder
Kohle betrieben. Der klassische Kohlenmeiler wurde durch Retorten ersetzt. In diesen werden unter vollkommenem
Luftabschluss unter anderem Holzgas, Essigsäure, Azeton, Methylalkohol oder Holzterpentinöl gewonnen.
Die Holzkohle hatte einen existenzielle Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung der Oberpfalz und für die
Geschichte unserer Heimat, deshalb haben wir es uns zum Ziel gesetzt diesen wichtigen Handwerkszweig wieder mit
neuem Leben zu erfüllen.
Die Geschichte der Köhlerei